Spätzleblues by Kabatek Elisabeth

Spätzleblues by Kabatek Elisabeth

Autor:Kabatek, Elisabeth [Kabatek, Elisabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-41339-5
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-04-10T00:00:00+00:00


Ein paar Stunden später saß ich wieder in Tariks Mercedes. Wir schwiegen die ganze Fahrt über. Tarik schien abwesend.

»Es tut mir leid, dass du meinetwegen dein Gesicht vor deiner Familie verloren hast«, sagte ich schließlich.

»Mach dir nicht so viele Gedanken. Sie veranstalten zwar ein Riesentheater, aber sie lieben mich zu sehr, um mir nicht zu verzeihen, und freuen sich diebisch, dass sie endlich mal wieder genug Stoff zum Tratschen haben. Und eigentlich muss ich dich um Verzeihung bitten, nicht umgekehrt. Ich hätte das nicht von dir verlangen sollen.« Er seufzte. »Dabei habe ich so gut geschauspielert.«

»Na hör mal«, sagte ich empört. »Ist dir das denn so schwergefallen?«

Tarik grinste. »Aber nein, mein Rosenblättchen. Apropos Rosen, nette Geschichte mit den rosaroten Rosen und dem Fernsehturm. Bloß leider gar nicht mein Stil. Viel zu romantisch.«

»Warum hast du mich nicht vor deiner Cousine Leyla gewarnt?«, fragte ich. »Sie ist ein echtes Biest.«

»Was hätte das geändert? Du wärst bloß noch nervöser geworden. Außerdem hat Leyla es nicht leicht gehabt. Sie war schon immer unglaublich wissbegierig und ehrgeizig, aber sie hat drei ältere Brüder, und ihre Eltern stellten sich vor, dass sie eine Ausbildung als Friseurin macht und dann möglichst schnell heiratet. Die Klassenlehrerin in der Grundschule hat ihre Eltern in die Schule zitiert, um ihnen bedauernd mitzuteilen, dass Leyla eine Hauptschulempfehlung bekommt, obwohl sie super Noten hatte. Leyla hat ihren Eltern, ohne eine Miene zu verziehen, gedolmetscht, dass sie wegen ihrer guten schulischen Leistungen dazu verpflichtet wird, das Gymnasium zu besuchen. Der Lehrerin wiederum hat sie gesagt, dass ihre Eltern darauf bestehen, dass sie wegen ihrer guten Noten eine Gymnasialempfehlung bekommt. So hat sie sich aufs Gymnasium geschummelt. Der Gipfel ihres Triumphs wäre es gewesen, mich, das schwarze Schaf der Familie, auf das letztlich doch alle stolz sind, zu heiraten.«

»Deswegen hätte sie mich trotzdem nicht so mies behandeln müssen!«, rief ich aus.

»Ach, du darfst das nicht persönlich nehmen. Sie hätte jede Frau so behandelt, die ihr in die Quere kommt.«

»Das ist ja ungemein tröstlich! Und du hast mich nicht mal verteidigt!«

Tarik hielt vor Lilas Häuschen. »Ich hab einen echten Trost für dich.« Er griff hinter sich und drückte mir dann eine Plastiktüte in die Hand, aus der es köstlich duftete.

»Fatma soll am Sonntag nicht hungern«, sagte er und küsste mich langsam und sehr zärtlich auf den Mund. »Schlaf gut, meine kleine Sumpfdotter.«



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